Bürgerhaus, ul. Kowalska Nr. 10

Der Straßenname tauchte zum ersten Mal in Archiven auf Lateinisch als platea Fabrorum auf, bald wurde die Straße in die deutsche Schmiedestraße umgetauft, die bis zum Zweiten Weltkrieg überdauerte.

Das Bürgerhaus Nr. 10 stand hier bereits im 13. Jahrhundert, es wurde im gotischen Stil erbaut.

1585 wurde es im Renaissancestil im Auftrag von Alexander Niesebeth, einem Mitglied der Ostindischen Compagnie umgebaut. Alexander Niesebeth, ein Kaufmann schottischer Herkunft, war mit Sybille Langkogel, der Tochter eines Rates der neuen Stadt Elbing verheiratet. Der Autor des Umbauprojektes war wahrscheinlich der Architekt Hans Schneider von Linden - Leiter von Arbeiten am Elbinger Artushof. Die Herkunft des Hausbesitzers wurde durch die Positionierung der Statue eines Löwen auf der Gebäudespitze betont, der die Wappenfigur Schottlands ist. Der Löwe hält eine Windfahne mit dem Jahresdatum 1585, das für das Baujahr der Fassade sowie Abkommen der Stadt mit der Ostcompagnie stand. Das Erdgeschoss wurde durch ein schönes Portal und einen Beischlag verziert, die einzelnen Etagen trennte voneinander ein Steingesims.

Das Bürgerhaus stellte ein klassisches Beispiel des niederländischen Manierismus dar. Es war eins der ersten in diesem Stil errichteten Bürgerhäuser und fungierte später als ein architektonisches Vorbild für andere Elbinger Bürgerhäuser, die zum klassischen Stil gerechnet werden. Das Dekorationsmuster wurde dann später mehrmals mit kleinen Änderungen im Bereich des verwendeten Details und unter Anwendung von individuell geplanten Portalen in Elbing nachgeahmt. Das Fassadenprojekt wird Hand Schneider von Lindau zugeschrieben, denn er erhielt im Jahr 1587 eine Vergütung für das Projekt von zwei Orthäusern an dem Schmiede- und Markttor. Orthaus wurden Eckgebäude genannt, und das Bürgerhaus Nr. 10 war eben ein solches. Dazu waren die Giebel des Artushauses und des Bürgerhauses Nr. 10 in der Schmiedestraße beinahe identisch.

Delikatessengeschäft  an der Kowalska-Strasse

In den Jahren 1881-1902 gehörte das Haus dem Kaufmann Julius Nickel. Seit 1896 arbeitete bei ihm Paul Salewski als Geschäftshilfe, der nach dem Nickels Tod das Geschäft übernahm. Es war ein Laden mit Kolonialwaren, Wein, Delikatessen, Wildbret und Geflügel. 1925 wurde eine Modernisierung des Delikatessengeschäfts und Umbau des Hausfronten durchgeführt – vier zusätzliche große Schaufenster wurden eingebaut. Die Modernisierung des Gebäudes der Familie Salewski erfolgte unter der Aufsicht des Denkmalschutzes. Nach dem Umbau hatte das Geschäft eine Fläche von  11x11 m. Der zentrale Punkt war eine Holzsäule, umgeben durch Vitrinen und Regalen mit Luxuswaren. Das Geschäft wurde von Ida Salewski und ihren Sohn Rudolf geführt, der später die Leitung des Familiengeschäfts übernahm. Die Familie hat ihren Namen von Salewski auf Salden geändert.

Der Kaufmann Rudolf Salden war während des II. Weltkriegs ein Offizier bei der Kriegsmarine. Am Ende des Krieges war Rudolf Salden mit seiner Frau ebenso wie viele andere Elbinger zum Umzug nach Deutschland gezwungen. Sie machten sich in Erlangen für ständig ansässig. Sie beide fühlten sich sehr mit Elbing verbunden. Sie besuchten sehr oft ihre Heimatstadt. Ihre noch in Elbing geborene Tochter Marie–Luise Salden wurde Künstlerin, Meisterin in der farbigen Holzschnittkunst. Im Juli 2008 führte sie in der EL Galerie in Elbing ihre Holzschnittwerke vor.

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